Godin Z-1 Fretless Bass wieder zum Leben erweckt
Der Godin Z-1 Fretless Bass, ich weiss nicht, ob sich einer von euch noch an dieses sehr spezielle Baby hier erinnert:
Vor vielen Jahren, als ich noch Haare hatte, legte ich mir dieses Instrument zu. Es ist der gute, alte Godin Z-1 bundlose Bass, hier in schwarz, mit der Zeta Piezo Brücke. Kein sichtbarer Tonabnehmer, die Kristalle in den Reiterchen der Brücke alleine machen den Job, die Schwingungen der Saiten in elektrische Signale umzuwandeln. An Bord waren eine aktive Tonkontrolle mit Bass und Höhen und ein Lautstärkeregler. Die Idee von Godin war, dass es sich recht akustisch, schon fast nach Kontrabass anhören sollte, aber das tut es leider nicht. Der Sound erinnert eher an den Plastikton der ersten Ovation-Gitarren, nur eben eine Oktave tiefer und ohne Bünde. Aber ich liebte diesen Bass. Und ich liebe ihn wieder, wie du hier sehen kannst.
Ganz am Anfang habe ich das Design nur leicht verändert, indem ich nämlich das ‘IN’ in ‘GODIN’ schwarz übermalte, so dass es unsichtbar wurde ;-) Okay, war nicht sooo der Renner, ich fand aber witzig, was dann übrig blieb.
Aber dann eines Tages, als ich mehr Zeit und gerade nichts zu tun hatte, wechselte ich das Aussehen des Basses von schwarz lackiert auf rot gebeizt und gewachst. War nicht gerade mein Lieblingsjob. Oh, wie ich es hasste, die Farbe runterzuschleifen. Es ist ja immer wieder ein eigenartiger Augenblick, wenn man ein Werkzeug ansetzt und weiss, dass es gleich kein Zurück mehr geben wird. Und irgendwie wollte ich schon nach dem ersten Anschliff nicht mehr weitermachen. Aber jetzt musste ich da durch.
Ich schliff auch die Rückseite des Halses runter, da ich pures Holz am Hals einfach toll finde und machte so auch gleich noch das Halsprofil etwas dünner. An den Hörnern habe ich eine Abschrägung eingeschliffen in Anlehnung an die von mir geliebten Ibanez Gitarren, und am oberen Horn von vorne habe ich etwas Holz weggenommen, damit es dünner und 3D-mässig aussieht. So sah er dann aus:
Godin Z-1, die Lady ganz in Rot
Soweit hätte ich ja nun zufrieden sein können, wenn da nicht noch ein paar Problemchen wären mit diesem Bass.
- Beim Spielen und gleichzeitigen Schwitzen färbte sich mein Hemd rot… ziemlich uncool.
- Und der Sound, wenn trocken gespielt (also ohne Verstärker) war ober-genial, kam aber nie über irgendeinen Verstärker so rüber. Ich vermisste immer das Singen und Schnurren. Die Piezos waren einfach nicht in der Lage, das Spektrum des Basses abzubilden und wiederzugeben.
Also gehen wir hier zu Phase 2 über.
Projekt 2013, Magnetischer Pickup
Als erstes kontaktierte ich Godin in Kanada und fragte nach einem Schaltplan der Zeta-Elektronik. Alles was sie in ihren Unterlagen fanden, war ein Verdrahtungsplan der Elektronik. Dies reichte zum Glück völlig aus.
Ich stellte fest, dass Zeta, der Hersteller der Piezo-Brücke und der Elektronik, bereits alle Eventualitäten vorausgesehen und eingebaut hatte: Einen Anschluss für magnetische Tonabnehmer und einen Anschluss für das gepufferte Signal der Piezos für jede einzelne Saite! Da ich gut ausgestattet bin mit Roland-Synthesizer-Gerätschaften, könnte ich das Signal der einzelnen Saiten abgreifen und an eine einzubauende 13-polige Buchse schicken und somit ohne grosse bauliche Veränderungen versuchen, mehr Klang rauszuholen. Hmmm…, ein anderes mal vielleicht, eventuell eh nicht allzu vielversprechend, mein Problem zu lösen, sondern eher ein zusätzliches Feature. Ausserdem wären die externen Geräte auch nicht in der Lage, den Fretless-Sound rüberzubringen, den ich ja rausholen wollte.
Also muss ein magnetischer Tonabnehmer her. Aber welches Modell? Ich fand die Lösung, näher als ich dachte: Ich nehme doch einen Tonabnehmer aus meinem Washburn Bantam raus! Grund war, dass ich die Daumenabstützungsleiste behalten wollte und den Tonabnehmer natürlich gerne in gleicher Höhe hätte, so dass durchgehend der Daumen stets auf gleicher Höhe ist. Und dann passt das Holz auch farblich noch perfekt! Lediglich die Ohren des Tonabnehmers kappen.
Mein Washburn Bantam Bass, mit Le Fay Griffbrett (fretless) und zwei Le Fay Rough Crystal Tonabnehmern braucht sowieso eine Runderneuerung. Also einen der Pickups ausgebaut und mit Hilfe von Legosteinen eine Konstruktion gebastelt, um mit dem Tonabnehmer von oben herab die Saiten abnehmen zu können, um die optimale Position zu ermitteln (Siehe Foto weiter unten). Sollte ich den Tonabnehmer dann doch lieber wieder im Bantam wollen, dann muss ich wohl Rainer und Meik Dobbratz bei Le Fay kontaktieren.
Nachdem nun klar war, das der Pickup eingebaut werden soll, ging es an die Arbeit:
- Wachsschicht runterholen mit stinkendem aber wirkungsvollem Entwachser von Liberon
- Eine Schablone für das Ausfräsen des Pickups erstellen
- Fräsen
- Den Korpus und den Kopf mit Klarlack lackieren
- Die Pickup-Aussparung mit Graphit 33 von Kontakt Chemie sprayen und erden
- Die elektrischen Verbindungen herstellen
- Eine optisch schöne sowie praktische Position für den neuen Überblendregler finden
Ergebnis
Super! Ich mag wie der Bass aussieht, ich mag wie er klingt! Die hölzernen Pickups sind einfach perfekt – als wären sie für diesen Bass gemacht. Schau mal: